Vor uns liegt eine Route, die uns von Lothringen und der Champagne über die Loire ins Haut Médoc führt und von dort ins Baskenland in die Nähe von Biarritz, dem „place to be“ an der Atlantikküste. Dort bleiben wir ein Weile, bis es über die Provence und das Elsass zurück nach Deutschland geht.

Blühende Sonnenblumenfelder soweit das Auge reicht, Fotografie Sabine Lueder
Blühende Sonnenblumenfelder soweit das Auge reicht, Fotografie Sabine Lueder

Juni / Juli 2015, Frankreich: Vor uns liegt eine 6.500 Kilometer Strecke und wir genießen, komfortabel in unserem Discovery, die wechselnde Topografie des Landes, die von einer intensiv betriebenen Landwirtschaft geprägt ist. Die Weite der leuchtenden Sonnenblumen- und Weizenfelder sind ein wahrer Augenschmaus, die Weinregionen mit ihren Schlössern und Chateaus haben ihren ganz eigenen Charme. Das Land atmet Geschichte – viele Städte und Dörfer sind in ihrer Ursprünglichkeit noch eindrucksvoll erhalten.

Typisch französische Städtchen in der Dordogne, Foto Sabine Lueder
Typisch französische Städtchen in der Dordogne, Foto Sabine Lueder

In der Champagne, Frankreich, Foto Sabine Lueder
In der Champagne, Frankreich, Foto Sabine Lueder


Blick auf den Eiffelturm, Paris / Frankreich, Foto Sabine Lueder
Blick auf den Eiffelturm, Paris / Frankreich, Foto Sabine Lueder
Versailles, Frankreich, Fotografie Sabine Lueder
Versailles, Frankreich, Fotografie Sabine Lueder

Das Fahrverhalten der Franzosen ist für uns gewöhnungsbedürftig. Trotz des strikten Geschwindigkeitslimits von max 130 km/h auf den Autobahnen und 90 km/h auf den Landstraßen, fahren sie häufig unberechenbar und risikobereit. So, wie sie Pünktlichkeit scheinbar spießig finden (eine Gastgeber bringt man in echte Schwierigkeiten, erscheint man punktgenau zur geladenen Uhrzeit), sind Regeln wider dem liberté Gedanken. Der allerorts über Kreisel gelenkte Verkehr ist vermeintlich genau diesem Umstand geschuldet: er erlaubt ein und soll ein Verkehrschaos verhindern. In Paris allerdings sieht das auch mal anders aus…

Überhaupt braucht es einen zweiten Blick, um die Mentalität des Landes und ihre Gewohnheiten zu verstehen. Zum Beispiel in punkto Essen, dass einen zentralen Stellenwert einnimmt.

Im Jahre 2010 hat die Unesco die Cuisine Françaises zum immateriellen Weltkulturerbe erklärt. Und auch wenn die Essgewohnheiten der Franzosen in der Moderne angekommen sind und Fast Food, Convinience Food und die Lean Cuisine selbstverständlich sind, so bestimmt diese Tradition nach wie vor ihr Leben. Das Baguette ist Ausdruck eines Lifestyle (es wird übrigens nahezu zu allem gereicht, auch zu Früchten) und manch ein Ökonom nimmt die Verkaufszahlen der beliebten Weißmehlstange als Indikator für soziales und wirtschaftliches Wohlbefinden. In Paris wird jedes Jahr der beste Bäcker prämiert, der als Dankschön für die nächste 24 Monate den Elysée-Palast beliefern darf. Und keine Mahlzeit ohne die richtige Weinauswahl!

Doch ich bin zu schnell. Lassen Sie mich kurz beim Frühstück verweilen. Traditionell ist es einfach gehalten und ausschließlich süß. Im Mittelpunkt steht die Schale Café au lait, vielleicht noch ein Stück Baguette mit Marmelade oder ein Croissant. Denn wichtiger als das petit-déjeuner ist der Lunch. So ist es auch üblich, dass zur Mittagszeit viele Läden schließen, und dies auch in hoch touristisch geprägten Städtchen.

Als Land der Delikatessen zelebrieren die Franzosen ihre Tischkultur. Für das dîner, das Abendessen, nimmt man sich viel Zeit und isst in mehreren Gängen (klassischerweise vier). Hier dürfen die Foie Gras, wahlweise die Schnecken oder Muscheln, als entrée nicht fehlen. Im übrigen ist die Gänsestopfleber im Jahre 2005 zum nationalen und gastronomischen Kulturerbe erklärt worden und damit vom Tierschutzgesetz ausgenommen. Eine gekonnte Weinauswahl ist wichtig, denn auch der beste Wein kann in einer falschen Kombination nicht mehr munden. In Restaurants findet man übrigens die Weine nicht nach Rebsorten, sondern nach Anbaugebieten sortiert.

Routenbestimmung auf französische Art
Routenbestimmung auf französische Art

Apropos Wein! Unsere Touren durch die Weinanbaugebiete sind landschaftlich immer besonders reizvoll. Nicht nur, weil jede Region seine eigene Charakteristik hat, sie sind einfach eine Wohltat für alle Sinne. Die sanft geschwungenen Champagne mit ihren Kathedralen, das liebliche Loiretal mit seiner Schlösserpracht. Das Haut Médoc mit seinen Bordeaux-Weingütern, im besten Fall mit der Auszeichnung Grand Cru und Cru Bourgeois. Die Bourgogne mit ihren berühmten Klöstern und das Elsass mit seinen urigen Dörfern und Städten, baulich geprägt von teilweise jahrhundertealten Fachwerkhäusern, geschmückt mit üppiger Blumenpracht. Die Erkundung von Weingütern, ihrer Geschichte und ihren Weinen dürfen natürlich nicht fehlen…

35 Tage Streifzug durch Frankreich haben uns einen kleinen Eindruck mitnehmen lassen, was dieses Nachbarland an Kunst, Kultur und Lebensart zu bieten hat.

Im Haut Médoc, Frankreich
Im Haut Médoc, Frankreich