4800 Meter, das ist mein neuer Rekord in Sachen Gipfel. Den größten Teil davon hat allerdings unser Discovery geleistet, nur die letzten 100 Meter waren dann meine eigene Arbeit. Aber nun zum Anfang.

Der Blick von ganz oben.
Der Blick von ganz oben.

Es ging ziemlich früh morgens los, um halb 6 waren wieder mal alle wach. Es gab noch Frühstück, für das unser Koch René extra noch ein leckeres Rührei gezaubert hat, alle haben ihre Swags zusammengerollt und ich bin wieder bei Judith und Marcel ins Auto gestiegen. Beide hatten diese Nacht nicht so gut geschlafen, vermutlich auch wegen der Höhe, und ich biete mich ja generell gerne als Ersatzfahrer an.

Überholmanöver.
Überholmanöver.

Das absolute Highlight dieses Tages war die permanent wechselnde Vegetation, das Licht, die Berge, das Geröll, die Wasserdurchfahrten und vor allem die vielen Kühe und Ziegen, die wir passieren mussten. Also eigentlich viele Highlights.

Alles führte zum eigentlichen Etappenziel, der Spitze der Hochebene, auf der wir uns die ganze Zeit befanden, einen 4800m hohen Gipfel. Wir alle waren leicht angeschlagen von der Höhe, keiner wurde wirklich höhenkrank, doch Müdigkeit, Kopfschmerzen und bei manchen auch Übelkeit standen auf dem Programm.

Hier auf jedenfall keine Höhenkrankheit zu beobachten!
Hier auf jedenfall keine Höhenkrankheit zu beobachten!

Zum Teil war das allerdings auch wie ein Rausch, der in Lachflashs und kompletter Euphorie endete – über jedes kleine Wort wurde gelacht, was die Fahrt heute natürlich besonders lustig machte. Auf einer Höhe wie dieser ist der Sauerstoffgehalt so gering, dass man schon nach wenigen Schritten aus dem Auto zu Pusten beginnt.
Ich, mit meiner typischen Foto-Euphorie, renne generell sofort los, wenn der Wagen steht und ich ein Bild machen möchte. Auf dieser Höhe musste ich immer wieder einsehen: das geht so nicht. Kleinste Anstiege ließen meinen Puls auf bestimmt 180 hochschnellen, eine Strecke von 100 Metern bergauf war bestimmt mit 4-5 Pausen verbunden.

Eine sehr, sehr wackelige Angelegenheit.
Eine sehr, sehr wackelige Angelegenheit.

Doch nicht nur wir waren am Pusten. Selbst die Autos kamen an ihre Grenzen, da der Motor eben auch Sauerstoff braucht. Das sorgte dann zum Teil für ein unregelmäßiges Motorengeräusch, dabei blieb es allerdings auch.

Irgendwann erreichten wir endlich den Ort, an den wir die ganze Zeit wollten. Auf etwa 4700 Metern hielten wir an, für die letzten 100 Meter brauchte ich dann noch so 10-15 Minuten, mit fast mehr Atem- als Fotopausen. Die Landschaft einmal komplett von oben zu sehen, durch die wir vorher noch gefahren sind, war der absolute Wahnsinn. Ich war irgendwie ganz alleine auf diesem Gipfel, weswegen ich nur Fotos von mir machen konnte und auch die Zeit etwas vergaß. Irgendwann hörte ich aus der Distanz allerdings ein Hupen, was ich noch nicht ganz auf mich bezog. Als sich das Hupen wiederholte, schaute ich mal ins Tal und alle waren bereits wieder in ihren Autos. Wirklich schnell war ich zwar nicht unten, aber die Gruppe, und vor allem mein Auto, hat netterweise auf mich gewartet. Im Nachhinein habe ich erfahren, dass sie gar nicht wussten, wo ich abgeblieben war und irgendwann zum Glück etwas am Horizont sahen, was dann wohl ich war.

Das typische gefährliche Selbstauslöserfoto.
Das typische gefährliche Selbstauslöserfoto.

Als wir hier in Tana angekommen sind, haben wir unseren nächsten Schlafplatz vorgefunden: den Fußballplatz einer Grundschule. Für diese hat unser Team einen guten Satz Tische und Stühle gesponsert und geliefert. Heute war dann die offizielle Übergabe, die mit einem Abendessen, einem Tanz und einem generell sehr süßen Empfang gefeiert wurde.

Locals.
Locals.

Eine Dusche wurde uns zwar nicht versprochen, aber der Fluss, an dem wir die ganze Zeit langgefahren sind, sollte noch für etwas Hygiene sorgen. Es war zwar super kalt, dafür aber umso schöner und außergewöhnlicher.

Wir sitzen jetzt gerade hier, erzählen uns Geschichten und lauschen dem Fluss, der immer wieder für Regen gehalten wird. Angeblich sind hier auch Vogelspinnen, die gleich vor den Zelten auf uns warten (ich weiß gerade gar nicht, ob es die hier überhaupt gibt), aber davor habe ich zum Glück keine Panik. Deswegen freue ich mich jetzt schon auf mein Zelt, aus dem ich dann diesen Post hier noch abschicken werde. Morgen früh können wir sogar halbwegs ausschlafen, bevor es dann um 8 Uhr auf den Weg nach Huancayo geht.

Bis bald,

euer Jonas.