Den sechsten Tag unserer Reise verbrachten wir nochmal in Huancayo und dessen Umgebung. Das heutige Highlight: Unterwegs mit einem PS – und zwar auf Pferden

Die panischen Blicke davor.
Die panischen Blicke davor.

Reiterfahrung hatte bei uns kaum jemand, außer unser Instruktor Henning und ich ein ganz ganz bisschen. Die Tiere wirkten am Anfang noch recht entspannt, doch als wir uns in den Sattel setzten merkten wir, dass das jetzt nicht die zahmsten Tiere sind und wahrscheinlich auch gar nicht oft von Touristen geritten werden. Huancayo ist auf der Touristen-Landkarte ein ziemlich weißer Fleck, was man besonders daran erkennt, dass in den Straßen außer uns sehr wenig bis keine Europäer zu sehen sind.

Was beim Reiten ja wohl mit das Wichtigste ist, ist dass man als Reiter, ob mit oder ohne Erfahrung, der Chef sein muss. Wenn das Tier die Unruhe des Menschen spürt und der Reiter gar kreischt vor Angst, wird es nervös und gerät schneller außer Kontrolle. Ich war ziemlich überrascht, wie gut mein Pferd auf mich hörte und brachte es sogar einmal in den Galopp – ohne mich abzuwerfen. Die meisten Anderen waren nach den 90 Minuten froh, wieder absteigen zu können, Leni/Anna/Lena (wie auch immer), Henning und ich wären gerne noch weitergeritten. Die Hintern einiger taten aber bereits weh, also stoppten wir und fuhren weiter.

Nach diesem Ausritt voller Stress, Spaß und Angstschweiß ging es in eine Art Freizeitpark, von dem wohl noch kein Tourist jemals etwas gehört hat. Hier kann man Paintball spielen, an Seilrutschen rutschen und Quad fahren – alles für sehr wenig Geld, einfach, weil es hier so untouristisch ist. Der schönste Moment war, als Henning sagte “Kinder, sucht euch etwas aus” – man hat sich ein bisschen gefühlt wie am schönsten Kindergeburtstag.

Wir probierten alles aus und waren zum Nachmittag wieder in der Stadt. Endlich sind wir mal auf eigene Faust losgezogen um Sachen auszuprobieren. Frittierte Teig-Ringe, so kleine gedünstete Teig-Klöße und Kaktusfeigen. Da wir die einzigen europäischen Touristen hier sind, sind die Preise für das Street-Food noch total günstig, im Gegensatz zu beliebteren Regionen, in denen man allmählich mehr bezahlt.

Das westliche "Schönheitsideal" findet man hier überall.
Das westliche “Schönheitsideal” findet man hier überall.

Rein optisch erinnert eine peruanische Großstadt wie Huancayo sehr an Städte Nordafrikas oder Südostasiens. Die Mentalität scheint aber eine Andere zu sein – man wird nicht angesprochen, Ladenbesitzer/innen sind sehr zurückhaltend und stark feilschen tun die Leute hier auch nicht. Man fühlt sich wirklich sicher, auch wenn das auswärtige Amt vor starker Kriminalität warnt. Vielleicht gewöhnt man sich aber auch einfach an die Mentalität, das Treiben in der Stadt und daran, nicht mit der teuersten Kamera herumzuwedeln und das Portemonnaie in der hinteren Hosentasche aufzubewahren.

Morgen möchte ich auf jeden Fall nochmal losziehen, um ein paar Street-Photos zu schießen und die Eindrücke hier einfangen. Wetter-technisch machen wir uns momentan etwas Sorgen, da viel Regen bevorsteht, was uns unsere Tour durch den Regenwald sehr erschweren würde. Aber keine Panik, bevor wir uns nicht wirklich sicher sind, einen Plan B gibt es schon, für den momentan zwei lokale Scouts unterwegs sind.

Bis bald und viele Grüße aus Huancayo,

euer Jonas.