30.10.2015: Piep, piep, piep, … piiiiiep! Der helle, langgezogene Ton zeigt mir an, dass mein Modem seinen Satelliten gefunden und Verbindung aufgenommen hat – ich bin im Internet. Als Tour-Blogger ist es während unseres Abenteuers in Australien jeden Abend dieselbe Prozedur: Ich klappe meinen Laptop auf, schreibe meinen Text und hole dann Lead Instructor Marvin heran, der nebenbei „Internetbeauftragter“ unseres Camps ist. Marvin richtet dann die Antenne des Modems aus. Inzwischen hat er Übung darin, die richtige Position zu finden. Ohne ihn und sein Inmarsat-Modem wäre ich als Blogger hier im Outback richtig aufgeschmissen.

Die Entfernungen sind groß auf dem roten Kontinent. Das gehörte zu den ersten Dingen, die wir hier im Laufe der ersten Tage unserer Expedition lernten und trotzdem beeindrucken uns die Zahlen immer wieder: Auf dem riesigen Erdteil leben nur knapp über 20 Millionen Menschen. Das Northern Territory, der Bundesstaat, in dem wir (derzeit noch) unterwegs sind, ist fast um ein Vierfaches größer als Deutschland – und doch leben hier weniger Einwohner als in Braunschweig.

Genau so dünn wie die Besiedelung hier ist auch die sparsame Versorgung mit Internet. In vielen Orten und Gemeinden teilen sich Polizei und Feuerwehr die geringe Bandbreite. Sobald wir einen Ort verlassen, sind wir vom Handynetz abgeschnitten. Untereinander kommunizieren wir per Funk; brauchen wir aber Kontakt zur Außenwelt, bleibt uns nur die Satellitenverbindung über das Weltall.

Wenn ich abends unter freiem Himmel neben meinem Zelt am Laptop sitze, kommen immer wieder andere Expeditionsteilnehmer vorbei und schauen mir über die Schulter. Dann wird gerne gewitzelt: „Und Timo, bist Du wieder auf Zeitreise in den 90ern unterwegs?“ – Eine Anspielung auf die Übertragungsgeschwindigkeit des Modems, die im Vergleich zu unseren Glasfaserleitungen in Deutschland doch recht überschaubar ist.

Manchmal ist Upload-Rate frustrierend, allerdings macht die technische Entwicklung in den letzten Jahren riesige Sprünge. Als ich vor nur drei Jahren per Segelboot auf dem Atlantik unterwegs war, konnte ich im besten Fall eine E-Mail verschicken – heute reicht es schon für einen Blogbeitrag inklusive Bildern. Dass das hier im Nirgendwo des Outbacks Australiens überhaupt möglich ist, erstaunt mich am Ende dann doch immer wieder.

„Marvin, ich bin soweit“, rufe ich. Er kennt das Spiel und kommt zu mir herüber. Innerhalb von Sekunden hat er einen passenden Satelliten gefunden – piiiiiep!

Euer Timo
#LET2015

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PS: Ihr wollt wissen, wo wir jetzt gerade unterwegs sind? Wir haben einen GPS-Tracker, der Euch zeigt, in welchem Teil Australiens wir uns aktuell befinden. Probiert es doch mal aus: http://91.250.112.88/lre2015.php