02.11.2015: Es ist die klassische Verkettung unglücklicher Umstände – Die kleine Propellermaschine, die neue Expeditionsteilnehmer und Proviant aus Darwin zu uns in die Tiefe des Outbacks fliegen sollte, hat heute morgen zwei Stunden Verspätung. 840 Kilogramm Verpflegung hatte René, der Koch unserer Expedition, in Darwin für die letzte Woche der Tour eingekauft. Dazu kamen dann auch noch vier neue Continental-Autoreifen … so viel Ladung sind die australischen Buschpiloten wohl nicht gewöhnt.

Wir wollen diese Verspätung im Laufe des Tages aufholen, schaffen es aber nicht. Eher das Gegenteil ist der Fall, denn obwohl wir zwar durch eine vermeintlich harmlose karge Steppe fahren, macht uns die Vegetation mächtig zu schaffen. Büsche und Sträucher engen unseren steinigen Fahrstreifen extrem ein und in den letzten Stunden verlor unser 20-Auto-Konvoi allein drei Rückspiegel. Dazu kommen mehrere platte Räder, denn immer wieder liegen extrem scharfe Steine im Weg und schneiden tief ins Gummi – da helfen selbst die besten Reifen nichts.

Am späten Nachmittag wird uns klar, dass es kommt, wie es kommen muss: Wir werden unser heutiges Etappenziel, die verlassene Outstation Lamanbudah, nicht vor Einbruch der Nacht erreichen. In der Dunkelheit gestaltet sich die Navigation extrem schwierig: Immer öfter biegen wir in falsche Abzweigungen ein und gelangen an „Dead Ends“ – klassische Sackgassen. Der gesamte Konvoi muss dann auf der engen Fahrbahn wenden, wodurch wieder wertvolle Zeit verloren geht.

Ich sitze bei Diana und Marc im Auto. Während die beiden tagsüber noch wie gewohnt miteinander herum alberten, wird es mit zunehmender Dunkelheit ruhiger. Gelegentlich hört man sogar ein leises Fluchen. Wir haben Hunger, werden langsam müde und wollen endlich ankommen – Der Stresspegel nimmt zu. Irgendwann bricht Marc das Schweigen: „Ja Leute, wir wollten doch Abenteuer! Da haben wir’s!“

Diana lacht und auch ich muss auf der Rückbank schmunzeln. Schließlich ist das genau das, was uns im Vorfeld versprochen wurde: Echte Abenteuer und eine Expedition am Limit des Möglichen. Richtig gut wird die Stimmung allerdings erst gegen halb zehn Uhr am Abend, als wir endlich die Ruinen von Lamanbudah erkennen können und kurze Zeit später bei Bier und Steaks vom Grill den Tag Revue passieren lassen.

Euer Timo
#LET2015