Der letzte Tag des LET Endqualifikationswochenendes beginnt eisig und strahlend. Goldenes Morgenlicht bricht sich in Nebelschwaden als die ersten verschlafenen Gesichter aus den Zeltöffnungen in den Birkenwald blinzeln. Auch die vergangene Nacht war für viele der Teilnehmer nicht allzu schlafreich, Lagerfeuer und Latino-Band sei Dank.

Nach einem üppigen Frühstücksbuffet samt Rührei, O-Saft und Nutella stürzen wir uns energiegeladen auf die nächste und letzte Challenge der Finalrunde. Auf dem morgendlichen Programm steht für mich zunächst eine Fahrübung auf dem Gelände des Landrover Experience Centers. Geduldig erklärt Andreas zum X-ten Mal an diesem Wochenende die verschiedenen Einstellungen des GPS-Geräts, mit dessen Hilfe Stefan uns durch die erste Hälfte des Parkours navigieren soll. Seinen Anweisungen folgend lenkt Igor den Landrover Discovery durchs Gelände. Mein Herz bleibt an diesem Tag zum ersten Mal stehen als Igor auf das Gefälle von 110 Prozent zusteuert – und angewiesen wird, den Fuß von der Bremse zu nehmen. “Stell deine Füße auf den Boden und tacker sie dort fest”, verlangt Andreas. “Der Wagen schafft das von allein.” Dann lassen wir uns fallen. Mir bleiben Luft und Spucke weg, als wir uns vornüber dem Fahrzeug und unserem Vertrauen in Andreas Ansage überlassen. Augenblicklich beginnt der Landrover unsere Abfahrt automatisch abzubremsen. Der Wagen hält bevor wir das untere Ende des Abhangs erreichen. “Egal, was heute noch auf uns zukommt”, denke ich. “In diesem Auto bin ich sicher.”

Im Gegensatz zu meiner kleinen Panikattacke zeigen sich Stefan, Andreas und Igor relativ ungerührt. Noch während wir in Schräglage den Abhang hinunter rollen gibt Stefan die nächste Wegbeschreibung durch. “Manche Leute fahren so etwas rückwärts”, erzählt Andreas achselzuckend.

Mit einem Tempo von maximal 15 km/h – als Tempomat dient in diesem Fall das “süße Füßchen”, wie Andreas verlauten lässt – manövriert Igor den Landrover über die sogenannte Doppelkuppe. Die Station besteht aus zwei kamelartigen Höckern mit ausgeprägten Rundungen, die es zu überfahren gilt. Dann geht es in den “Sandkasten”, wie Stefan die pudrige Strecke vom Rücksitz aus tauft. “Die Station ist so authentisch, wie es in einem deutschen Steinbruch eben geht”, erklärt Andreas. “Feuchtigkeit und Kalk verhindern leider eine realistische Nachbildung der Konditionen einer richtigen Wüste.” Überhaupt seien in Deutschland viele Extremsituationen kaum zu simulieren. Die Fahrzeuge würden daher unter anderem auf Kälteempfindlichkeit in Finnland und auf Fahrtüchtigkeit in Sandwüsten getestet.

Nach einem raschen Fahrerwechsel führt Stefan den Landrover etwas zögerlich Richtung Offroad Orientierungsstation. “Magst du nicht aussteigen?”, fragt er Igor unvermittelt. “Wieso soll ich denn aussteigen?”, entgegnet Igor verwirrt. “Na, damit du auch was machst.” Wir lachen und Igor darf bleiben. Stefan meistert die Offroad Orientierung samt Negativverschränkung auch so. Anschließend geht es aufs Dach der Holzbrücke im Hütten-Stil. Die letzte Herausforderung, die es in dieser Runde zu überwinden gilt, ist eine Steigung von stattlichen 70 Prozent. “Vollgas sollte man bei dem steinigen Anstieg nicht geben”, erklärt Lukas. “Kraft sucht sich immer den geringsten Widerstand. Bei zu viel Gas kann es passieren, dass die Räder durchdrehen.”

Nach der heil überstandenen Mitfahrt dürfen auch wir vom Media-Team ans Werk. Erst erfolgt die obligatorische Einweisung, dann werde ich hinters Steuer und auf den riesigen staubigen Spielplatz gelassen. Zusätzlich zu den Übungen, die auch Igor und Stefan absolviert haben, darf ich schräg an einer um sehr viele Grad gebogenen Steinwand entlang schleichen und werde spontan durch den Gartenteich geschickt. “Hinter dem Schilf rechts abbiegen”, lautet Andreas schönste Aufforderung. So macht Autowaschen Spaß.

Zwei weitere Action-Stationen durchlaufen die Teilnehmer. Innerhalb von unglaublichen sieben Minuten bauen Marco und Jennifer eine Pyramide mithilfe zweier Fahrzeuge, die an zwei Seilen befestigte Bauteile übereinander platzieren. Viele des Teilnehmer schaffen es nicht innerhalb der angedachten Zeit von 20 Minuten. Am “End of Road” wird in einem Käfig vorwärts eingeparkt, gewendet und mit der Nase voran wieder ausgeparkt. Vor allem strukturierte Planung ist hier wichtig.

Außerdem finden kurze Interviews statt. Hier hat jeder Teilnehmer die Chance, vor einer Jury aus vier hochrangigen Landrover-Mitarbeitern sich selbst und seine Motivation zu präsentieren. Die Atmosphäre ist dabei wie die des gesamten Wochenendes – positiv, witzig, entspannt. Ein Teilnehmer schlägt vor, einen der Landrover gegen seinen BMW auszutauschen, wenn er mitfahren darf. Wie in der Schule fühlt man sich beim Ausfüllen des Fragebogens über Autos und unser Zielland Peru. Die beiden letzten Stationen hören sich im Vergleich zum restlichen Programm nicht außergewöhnlich an. Dennoch sind es gerade diese, vor denen viele Kandidaten den größten Respekt haben.

Nach der letzten Challenge bleibt ein wenig Freizeit bevor um 15:00 Uhr der womöglich spannendste Teil der Veranstaltung startet: die Siegerehrung. Unter tobendem Applaus werden nacheinander die Sieger der LET Endqualifikationsrunde aufgerufen. Die glücklichen Gewinner der 2-wöchigen Reise nach Peru sind Judith Schneider, Marcel Illner, Anna-Lena Schmitt, Bastian Behrendt, Jenniger Mathwig und Nico Sollazzo.

Ob gewonnen oder nicht, ich spreche wohl für alle Teilnehmer, wenn ich sage, dass wir ein abenteuerliches, actionreiches, wunderschönes Wochenende voller großartiger Begegnungen hatten. Der Schlafverzicht hat sich definitiv gelohnt.

Danke hierfür, Landrover.