15.09.2013: Wie immer wenn wir campen, starten wir sehr früh. Ganz in der Tradition der Endqualifikation dröhnt um 4.30 Uhr der Soundtrack von ’Pirates of the Caribbean’ durch die kirgisische Steppe. Schnell sind die Zelte abgebaut und wir frühstücken Müsli aus Travel-Lunch-Tüten. Dann geht es auch schon los und der Konvoi zieht über dunkle Passstraßen. Die Scheinwerfer der Fahrzeuge tanzen koordiniert durch die Nacht.
Auf dem GPS verzeichnen wir immer mehr Höhenmeter und es wird deutlich kühler. Als wir die Wolkendeck durchbrechen wird aus aus leichtem Nebel, eine weiße undurchsichtige Wand. Die Fahrt erfordert wegen steiler Hänge und Engstellen höchste Konzentration. Der Regen fängt an immer langsamer zu fallen, bis er schließlich zu dicken Schneeflocken wird und unsere Sicht immer mehr erschwert.
Als wir in unserer wetterfester Kleidung aus dem Auto steigen, wird uns unweigerlich noch einmal bewusst, dass wir vor vier Tagen noch bei 43°C in der usbekischen Wüste geschwitzt haben. Jetzt stehen wir in der Kälte und reiben uns die Hände warm.
Gegen Mittag erreichen wir ein kleines kirgisisches Dorf und suchen spontan ein Restaurant auf. Dieses ähnelt allerdings mehr einem privaten Wohnzimmer und wird von einer Familie betrieben. Wieder einmal sind wir von der Gastfreundschaft der Kirgisen überwältigt. Uns werden Schafsuppe, Teigtaschen und Tee serviert – nach so einem Morgen gibt es nichts Besseres als eine gute warme Mahlzeit.
Der Regen lässt nicht nach und wir entscheiden uns, bis nach Bishkek durchzufahren. Durch eine spontane Langstreckenfahrt gewinnen wir einen Tag in der kirgisischen Hauptstadt. Das freut uns sehr da wir diesen eigentlich streichen mussten. Wir sind gezwungen früher als geplant in China einzureisen. Die Grenzen werden am ursprünglich vorgesehenen Einreisetag wegen eines Feiertags geschlossen sein.
Bevor wir uns auf den Pass nach Bishkek begeben, treffen wir einen der letzten kirgisischen Falkner, der noch mit Steinadlern jagt. Das Jagen mit Adlern ist eine uralte Tradition, die heute von nicht mehr als 15 Falknern ausgeübt wird. Der Falkner zeigt uns bei einer Flugvorführung, wie sein Adler zu ihm zurück findet. Wir dürfen den majestätischen Vogel sogar selbst einmal halten.
Der Weg nach Bishkek führt über eine Reihe von hohen, sehr schmalen Pässen. Die Sicht wird wieder dramatisch schlechter. Wir versuchen, die kritischen Zonen noch vor Dunkelheit zu überwinden. Nachdem die schwierigsten Stellen hinter uns liegen, sollten wir tanken. Leider müssen wir feststellen, dass unser Tankstop nicht mehr existiert. Bei einigen Fahrzeugen liegt die Reichweite weit vor Bishkek. Jetzt können wir nur noch hoffen, dass wir rechtzeitig eine andere Tankmöglichkeit finden. Die Tankanzeigen sinken und sinken, aber keine passende Tanksäule scheint in Sicht. Als wir endlich fündig werden, ist bei einem Discovery die Reichweite auf einen Kilometer gesunken – das war knapp. Zwar hätten wir im Notfall das V-Power Diesel aus den Kanistern nehmen können, jedoch wollen wir uns das für die langen Strecken in China aufsparen. Wir planen dort mit diesem die Motoren noch ein wenig zu reinigen.
Kurz nach Mitternacht kommen wir nach einem sehr langen Tag in Bishkek an. Jetzt dürfen wir uns erst einmal ausschlafen.
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