22.10.2015: Niedrige Bäume, Büsche und Unmengen an Termitenhügeln fliegen an meinem Seitenfenster vorbei, wir weichen größeren Steinen, Zweigen und Ästen aus und ich muss mich richtig festhalten, so sehr werde ich auf dem Beifahrersitz unseres Discovery Sport durchgerüttelt. Wir befinden uns am Rande einer meterhohen Staubwolke, die der Wagen vor uns aufwirbelt.

Heute sitze ich bei Steffen im Auto und möchte sehen, wie sich einer der sechs Gewinner der Qualifikation zur Land Rover Experience Tour 2015 hinterm Steuer schlägt. Das Terrain ist anspruchsvoll: Wir müssen viele Bäche, Flüsse und Gräben durchqueren, die Bäume stehen dicht am Fahrbahnrand und immer wieder gilt es Felsen zu umfahren.

Unser Konvoi wird angeführt von Lead Instructor Stefan, der die Fähigkeiten von Fahrzeugen und Team wohl auf Herz und Nieren testen zu wollen scheint; jedenfalls legt er ein atemberaubendes Tempo vor. Unser Team hat eine klare Aufgabenverteilung an Bord: Als Beifahrer tippe ich laufend neue Koordinaten ins Navigationssystem ein, damit wir nicht die Orientierung verlieren, sollte der Kontakt abreißen. Parallel dazu konzentriert sich Steffen voll auf die Piste und die Staubwolke vor uns.

Wir dürfen nicht zu dicht auffahren, weil in der Staubwolke die Sicht gegen Null geht. Aber wir wollen auch auf keinen Fall den Kontakt zum Wagen vor uns verlieren, weil wir uns sonst auf eigene Faust durch diese unwirklich wirkende Termitenhügel-Landschaft navigieren müssten.

Plötzlich wird die Staubwolke noch größer! Wir können gerade so erkennen, wie sich der Wagen vor uns immer tiefer in den Sand gräbt und langsamer wird. „Der fährt sich fest!“, ruft Steffen, „Wenn ich jetzt anhalte, dann stecken wir auch im Sand!“. Ich kralle mich an meinem Sitz fest und gebe ihm in Gedanken Recht: Stehenbleiben wäre jetzt fatal. Noch während ich das denke, reißt Steffen beherzt den Lenker herum und wir schießen über die Sanddüne, die unsere Fahrbahn begrenzt. Ein Überholmanöver auf der Sandpiste! Ich fühle mich wie im Computerspiel “Need for Speed”, sogar die Landschaft könnte von einem Spiel-Designer erdacht worden sein.

Das fest steckende Auto vor uns trennen nur knappe zwei Meter von einem dichten Gebüsch. Das ist die Lücke, die Steffen treffen muss. Ich halte den Atem an und die Sekunden fühlen sich an wie Minuten. Steffen dagegen bleibt cool und hält unseren Discovery Sport genau auf der Optimallinie. Jetzt gilt es nur noch zurück über die kleine Sanddüne auf den Fahrstreifen zu gelangen. Vor uns versperrt schon der nächste dürre Baum den Weg. Wieder reißt Steffen das Lenkrad herum, diesmal in die andere Richtung. Wir haben bei dem Manöver zum Glück kaum an Geschwindigkeit verloren, sodass wir zurück im „Sandkasten“ weiterfahren können. Unser Heck bricht noch ein kleines Stück aus, bevor Steffen den Wagen wieder kontrolliert in der Spur hält. Wir brüllen uns gegenseitig an – Steffen vor Stolz, ich vor Freude. Das Fahrtraining der letzten Tage im Outback scheint seinen Zweck erfüllt zu haben – diese Aktion hätte auch ein professioneller Rallye-Fahrer kaum besser meistern können.

Nach knappen 30 Sekunden ist die ganze Aktion gelaufen. „Funk mal den Stefan an. Das Auto müssen wir gemeinsam aus dem Sand ziehen“, sagt Steffen und wischt sich ein paar Schweißtropfen von der Stirn. Ich glaube, er fragt sich gerade selber, wie er das so gut hin bekommen hat.

Das Video dazu findet Ihr am Ende dieses Artikels unter den Bildern oder auf meiner Facebook-Seite. #LET2015

Goodbye, Euer Timo