05.10.2013: Der Grenzübergang nach Indien wird nur für eine Stunde geöffnet: von 6 bis 7 Uhr morgens. Mit elf Fahrzeugen ist dieses Zeitfenster erfahrungsgemäß zu klein. Deswegen ist Dag schon am Vortag zur Grenze gefahren, um möglichst viel Papierkrieg im Voraus zu erledigen. Tatsächlich kann er unsere Carnets frühzeitig schließen. Obwohl die Fahrzeuge eigentlich noch in Nepal stehen, sind sie offiziell schon in Indien eingereist. Damit ist der komplizierteste Teil erledigt, bevor der Konvoi überhaupt die Grenze erreicht.

An der Grenze kommen wir vergleichsweise schnell durch. Die eine Stunden reicht zwar vorne und hinten nicht, um 23 Leute durch die indische Bürokratie zu jagen, aber um 8 Uhr fahren wir über eine enge Brücke in Indien ein.

Endlich Indien! Indien ist das Wort, das immer wieder gefallen ist, wenn wir beschrieben haben, wo wir mit den bunten Autos hin wollen. Indien war während der gesamten Reise das Ziel in unserem Hinterkopf. Jetzt haben wir alle Grenzen erfolgreich überstanden. In Russland hätten wir fast ein Auto verloren (Andre wir schauen dich an!) In Usbekistan hätten wir fast unsere Filmausrüstung verloren. Aber jetzt kann uns keine Grenze mehr aufhalten. Jetzt haben wir freie Fahrt!

Naja, freie Fahrt ist vielleicht etwas übertrieben. In Nepal warnte Dag: „Leute, der Verkehr ist hier nur zum warm werden. Indien wird ein noch größeres Chaos“. Keiner glaubte ihm, aber jetzt erleben wir es selbst: Nepalesischer Verkehr ist eine Oase der Harmonie im Gegensatz zu dem Gewühl der indischen Straßen. Tausende Motorräder, Eselskarren, Busse, Traktoren und hoffnungslos überladene Rikschas kreuzen unsere Wege. Immer mal wieder liegen graue Kühe auf grauem Asphalt und verkleiden sich als Bodenwelle.