08.10.2013: Schon um 6.30 Uhr brummt und quietscht Agra, wie es sich für eine indische Stadt gehört. Müde schlürfen wir eine Tasse Kaffee, bevor wir uns ausnahmsweise in einen Bus setzen. Es geht zu einem Bauwerk, das jeder kennt: das Taj Mahal.
Der Großmogul Shah Jahan ließ das prachtvolle Mausoleum zum Gedenken an seine im Jahr 1631 verstorbene Lieblingsfrau Mumtaz Mahal erbauen. Nach ihrem Tod ordnete er zwei Jahre Staatstrauer an und zog sich zunehmend von den Regierungsgeschäften zurück. 1648 – siebzehn Jahre später – war das Taj Mahal fertig gestellt. Heute gilt das weiße Marmorgebäude als Zeichen der Liebe und Romantik, aber auch der Trauer. Die in den Edelstein gemeißelten Blumen sind nicht prächtig, sondern lassen den Kopf hängen – Jahan wollte den Tod seiner Frau nicht zelebrieren sondern seiner Trauer Ausdruck verleihen.
Die Geschichte von Shah Jahan ist ebenso romantisch wie auch traurig. Sein Vater hatte genau zwei Interessen: Frauen und Wein. Zur Zeit seiner Herrschaft lebten im königlichen Palast über 5000 Frauen – Gemahlinnen und Töchter. Das Engagement, das er bei der Weiterführung seines Stammbaumes gezeigt hat, fehlte in der Architektur. Außer einer überdimensionalen Badewanne sind in seiner Regierungszeit keine königlichen Konstruktionen entstanden. Im Gegensatz dazu ließ Shah Jahan zahlreiche bedeutende Bauwerke errichten. Nicht nur das weltberühmte Taj Mahal mit seinen prachtvollen Gärten und Nebengebäuden, sondern auch Moscheen, Paläste und Denkmäler entstanden. Shah Jahans Sohn hingegen erwarb schnell den Ruf als besonders aggressiver und habgieriger Thronfolger. Er tötete seine Brüder und ließ seinen Vater in einen Raum im königlichen Palast sperren, um früher an die Macht zu gelangen. Aus seinem Gefängnis hatte Jahan direkten Blick auf das Taj Mahal – das Grab seiner geliebten Frau. Sein letzter Wunsch war es, nach seinem baldigen Tod neben ihr bestattet zu werden.
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