26.10.2015: Wenn unser Konvoi zum Stehen kommt, kann das in der Regel nur eins bedeuten: Es steht eine komplizierte Situation bevor. In diesem Fall ist es der Daly River, der unsere Sandpiste kreuzt. Wir befinden uns im Krokodilgebiet, deshalb sind Flussdurchquerungen hier im Outback immer besonders spannend. Wer da im Wasser liegen bleibt, hat ein Problem.

Ich sitze heute auf der Rückbank von Gewinnerteam Meike und Kai-Uwe, die 43-jährige Stuttgarterin sitzt am Steuer unseres Discovery Sport. Es ist nicht der erste Fluss, den es auf der aktuellen Land Rover Experience Tour zu durchqueren gilt – das ist eine Routineaufgabe für die mittlerweile erfahrenen Fahrer.

„Jetzt haben wir ein bisschen Spaß!“, sagt Meike, gibt Gas und braust in den Daly River. Riesige Fontänen schießen in die Luft, doch schon nach wenigen Metern wird das Wasser tiefer. Der Fluss verpasst unserer Wagenfront eine Komplettwäsche bis über die Motorhaube zur Windschutzscheibe. Wir lassen uns davon nicht beirren und fahren zügig weiter ans Ufer, wo wir auf die restlichen Fahrzeuge unseres Konvois warten, die nach und nach ebenfalls problemlos den Fluss passieren.

Dass wir leider doch ein Problem haben, zeigt sich erst, als die Weiterfahrt ansteht. Meike kann den Wagen ganz normal starten; als sie jedoch den Gang einlegt, wird der Motor sofort langsam und geht schließlich aus. Sie versucht es nochmal, wieder dasselbe Spiel. Auch beim dritten Versuch: Nichts.

Jetzt kommt die große Stunde von Oliver, dem Cheftechniker unserer Expedition. Zum Glück ist er in unserem Konvoi unterwegs und damit schnell bei uns. „Das kann eigentlich nur der Luftfilter sein, der Wasser gezogen hat“, sagt er, während er die Motorhaube öffnet. Er schraubt den Filter aus seiner Verankerung hat schon einen Verdacht: Die Lamellen sind komplett durchnässt, hier kommt keine Luft mehr durch. Oliver drückt Meike den Filter in die Hand, die jetzt versucht, ihn mit Druckluft zu trocknen. Doch einige Minuten später muss sie aufgeben: Der Filter hat einfach zu viel Wasser gezogen und ist hinüber. „Kein Problem, ich habe Ersatzfilter im Kofferraum.“, beruhigt der Cheftechniker.

Beifahrer Kai-Uwe hat in der Zwischenzeit ein weiteres Missgeschick festgestellt: Das Nummernschild fehlt! Er sieht es im seichten Flusswasser treiben, aber ohne schützendes Fahrzeug in den Fluss voller Krokodile? Die können sich hier leicht anschleichen und zuschnappen. Wir checken die Lage: Es sind keine Reptilien in Sicht. Blitzschnell fischt Kai-Uwe das Nummernschild aus dem Wasser und macht sich gleich daran, die Aluminiumplatte wieder anzuschrauben.

Während Oliver das Ersatzteil aus seinem mobilen Lager heraussucht, denkt Meike über ihre Flussdurchfahrt nach: „Anfangs war ich immer so vorsichtig und der Discovery Sport hat alles ganz easy mitgemacht – jetzt bin ich wohl übermütig geworden und habe zu viel Gas gegeben.“ Eigentlich weiß die Unternehmerin, dass man bei Wasserfahrten nicht schneller als Schrittgeschwindigkeit fahren sollte. „Aber ich wollte dem Fotografen auch mal was bieten!“, sagt sie, grinst und geht Oliver zur Hand, der gerade den nagelneuen Filter wieder einbaut. Es dauert nicht lange, bis die beiden fertig sind, dann klappt der Cheftechniker die Motorhaube zu und gibt ihr noch zwei Klopfer mit der flachen Hand: „Es kann weitergehen!“ Oder wie die Australier sagen: “No worries, mate!”

Euer Timo
#LET2015