Ein Range Rover mit Hybridantrieb gepaart mit
der markentypischen Geländetauglichkeit – ist so etwas überhaupt möglich? Um jegliche Zweifel an der Leistungsfähigkeit des mit alternativem Antriebskonzept ausgestatteten SUVs zu entkräften, schickten wir drei Fahrzeuge auf eine lange und extrem fordernde Reise. Insgesamt 53 Tage, 13 Länder und zwei Kontinente umfasste der 16.000 Kilometer lange finale Belastungstest entlang der historischen Seidenstraße, der die Range Rover Hybrid-Prototypen bis an die physikalischen Grenzen strapazierte.

Unter der Haube des neuen Range Rover Hybrid arbeitet ein echtes Diesel-Kraftpaket. Ausgestattet mit sechs Zylindern und drei Litern Hubraum erzeugt das Antriebsaggregat alleine schon 215 KW (292 PS); ein Elektromotor liefert zusätzliche 35 kW (48 PS). Im Verbund generiert das Diesel-Hybridgespann eine Leistung von 250 kW (340 PS) und stemmt beeindruckende 700 Nm Drehmoment auf die Kurbelwelle. Damit meistert der Range Rover Hybrid selbst die anspruchsvollsten Aufgaben mühelos.

Die hohe Leistungsfähigkeit ist ein Resultat der parallelhybriden Bauweise, bei der Verbrennungs- und Elektromotor nicht nur separat, sondern auch simultan arbeiten können. Der Clou dabei: Der elektrische Antrieb hat weder Auswirkungen auf die Geländetauglichkeit noch auf den Stauraum im Innern des Fahrzeugs. Möglich wurde dies durch die Integration des Elektromotors in das Achtgang-Automatikgetriebe. Durch Modifikationen am Getriebeaufbau konnten die Ingenieure de

n kompakten Wechselstrommotor in das Gehäuse des konventionellen Getriebes packen, wo er direkt mit dem Antriebsstrang verbunden ist.

Auch für die Hochleistungs-Akkueinheit aus 72 Lithium-Ionen-Zellen fanden die Land Rover-Ingenieure den passenden Platz. Diese sitzt unter dem Fahrzeugboden, umhüllt von einem extrem widerstandsfähigen Mantel aus hartem Borstahl, der die Batterie vor jeglicher Art von schädlichen mechanischen Einflüssen schützt. Obwohl der Stromspeicher auf der Fahrzeugunterseite platziert werden musste, verfügt der Range Rover Hybrid über keinerlei Einschränkungen bei der Geländetauglichkeit. Überhaupt sind alle elektrischen Komponenten durch wasser- und schmutzdichte Gehäuse geschützt und für den Offroad-Einsatz optimiert.

Dass der Hybridantrieb auch unter extremen Belastungen zuverlässig arbeitet, daran bestanden keine Zweifel. Unzählige Simulationen und Prüfstandtests bescheinigtem dem Aggregat bereits eine hohe Zuverlässigkeit. Die Testfahrt vom britischen Solihull über die Seidenstraße bis ins indische Mumbai diente vielmehr dem Feintuning der Motor- und Getriebesteuerung, sodass die Serienfahrzeuge über einen optimal abgestimmten Antriebsstrang verfügen, der auch unter Extrembedingungen den für Land Rover typischen Komfort bietet.

Kein Hindernis wurde ausgelassen: Schlamm, Schotterpisten, Flussdurchquerungen und Fahrten über staubige, wüstenähnliche Strecken zählten ebenso zu den Herausforderungen wie Temperaturen von minus zehn bis über 40 Grad Celsius. Insgesamt sieben aufeinanderfolgende Tage verbrachte der Konvoi auf Höhen zwischen 3350 und 5379 Metern. Der in solchen Höhen geringe Sauerstoffanteil der Luft von teilweise nur noch zehn Prozent macht nicht nur den Menschen zu schaffen. Auch der Dieselmotor leidet unter dem Mangel an Sauerstoff, der für die Verbrennung dringend benötigt wird.

Gerade bei solch extremen Bedingungen ist der parallelhybride Antrieb von Vorteil. Der Elektromotor entfaltet vom Start weg sein volles Drehmoment und unterstützt den Selbstzünder so bei schwierigen und leistungshungrigen Fahrmanövern. Gleichzeitig muss sich der Fahrer keinerlei Gedanken über die elektrische Reichweite machen. Die Aufladung der Batterie erfolgt kontinuierlich per Rekuperation beim Bremsen. Sobald der Fahrer das Bremspedal betätigt, schaltet der Elektromotor in Generatorbetrieb und wandelt die Bewegungsenergie – ähnlich einem Fahrraddynamo – in elektrische Energie um. Dabei entsteht ein Bremsmoment, das für leichte Bremsmanöver ausreicht. Auch im Schubbetrieb, beispielsweise bei Bergabfahrten, wandelt der E-Motor die Bewegungsenergie in elektrische Energie um und speist diese in die Batterie.

Eine Vielzahl von über die Prototypen verteilte Sensoren und Messgeräte lieferten über 300 Gigabyte Daten – wichtige Informationen für die finale Feinabstimmung der Antriebskomponenten.

Obwohl die Fahrzeuge mit schwierigsten Straßenverhältnissen zu kämpfen hatten und mit Gepäck, Verpflegung, medizinischem Equipment, Ersatzreifen sowie zusätzlichen Kraftstoffkanistern voll beladen waren, verbrauchten die Range Rover Hybrid durchschnittlich zwischen 7,6 und 7,8 Litern pro 100 Kilometern. Ein beeindruckendes Ergebnis, das nicht nur dem neuartigen Antriebskonzept geschuldet ist. Auch Land Rovers langjährige Expertise bei der intelligenten Verwendung von Leichtbauwerkstoffen wie Aluminium trägt ihren Teil zu diesem fantastischen Ergebnis bei.

Die Fahrt über die Seidenstraße ist der endgültige Beweis dafür, dass der Range Rover Hybrid ein waschechter Offroader ist, der einem konventionell angetriebenem SUV hinsichtlich Leistungsfähigkeit und Robustheit mehr als gleichwertig ist.

Trotz der überaus zufriedenstellenden Erprobungsfahrt sollte nicht unerwähnt bleiben, dass es einige Schäden zu beklagen gibt: 15 kaputte Reifen und vier beschädigte Räder bei den drei Range Rover Hybrid und den vier Begleitfahrzeugen sowie unzählige Steinschläge in den Windschutzscheiben sind der Tribut der 16.000 km langen Fahrt über die härtesten Straßen der Welt.