03.11.2015: „Steffen, komm mal rüber, Du hast das doch in Wülfrath gelernt“, sagt Lead Instructor Stefan. Mit „Wülfrath“ ist das Qualifikationscamp im Frühling gemeint, bei dem sich die sechs Kandidaten für unser Abenteuer in Australien qualifiziert haben. Dort lernte Steffen, wie er ein festgefahrenes Auto mit einer Seilwinde aus dem Sand „winscht“ – und genau diese Fähigkeit ist jetzt gefragt. Auf unserem Kurs liegen heute Passagen, die technisch besonders anspruchsvoll sind: Sanddünen.

Sanddünen vereinen zwei Schwierigkeiten beim Off-Road-Fahren: Tiefer Sand ist für sich genommen schon eine Herausforderung, in den Dünen kommt noch eine starke Steigung hinzu. „Impulskontrolle ist das wichtigste“, sagt Lead Instructor Marvin. „Mal fühlt es sich so an, als müsste man Gas geben, dann wieder, als müsste man bremsen.“ Beides ist aber in der Sanddüne genau falsch. Gibt man als Fahrer zu viel Gas, gräbt sich der Wagen im Sand ein. Tritt man zwischendurch auf die Bremse, steckt man ebenfalls sofort fest.

Viele Teilnehmer sind erst seit gestern zum Start der dritten Etappe dabei. Sie haben noch nicht so viel Erfahrung, wie die Land Rover Instructoren oder das Qualifikanten-Team. Daher kommt die Seilwinde heute mehrmals zum Einsatz. Selbst gestandene Autojournalisten mit jahrzehntelanger Erfahrung sind beeindruckt von den sechs deutschen Gewinnern der #LET2015. Nach zwei Wochen Off-Road-Touren im Outback Australiens kennen sie ihre Autos und kommen mit den schwierigen Bedingungen besser klar als jeder andere Expeditionsteilnehmer.

Aber auch bei der neuen Crew machen sich nach dem anstrengenden Tag Lerneffekte bemerkbar. Wie gestern ist auch heute die Fahrbahn extrem beengt: Sträucher und Bäume wuchern auf die Schotterpiste, steinharte Termitenhaufen zwingen den Konvoi zu Slalomfahrten. Trotzdem gibt es heute keine abgebrochenen Außenspiegel und kaum noch platte Reifen. Erfahrung ist einer der wichtigsten Faktoren beim Off-Road-Fahren, das kann man hier in der australischen Steppe täglich beobachten.

Steffen sitzt jetzt im Discovery Sport am Steuer, der sich in Sand eingegraben hat. Die eigentliche Besatzung steht am Fahrbahnrand und beobachtet, wie er erst vorsichtig Gas gibt, während Stefan die Seilwinde bedient. Mit einem Ruck ist der Wagen frei. Steffen setzt noch ein paar Meter zurück, bis das Fahrzeug wieder Grip hat. Dann gibt er Gas: Gleichmäßig. Bloß nicht zu viel. Auf keinen Fall bremsen.

Endlich ist die Düne überquert und der Konvoi kann weiterrollen. Die letzte Woche in Australien gestaltet sich als echte Reifeprüfung für die Wülfrath-Finalisten aus Deutschland – bislang bestehen die sechs Jungs und Mädels mit Bestnote.

Euer Timo

#LET2015